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Otto Abt 

(* 1903 Binningen, † 1982 Riehen) 

Afrika

1948, Wandbild

«Es geht mir darum, ein Motiv zu wählen, von dem die Kinder nicht täglich umgeben sind. Dazu habe ich meine Bubenzeit durchforscht und bin so auf den Zauber und das Geheimnis Afrikas gestossen.»

So wird der Künstler Otto Abt bei der Präsentation seines Wandbildes im Schulhaus Niederholz in den Basler Nachrichten vom 30./31. Oktober 1948 zitiert. Eine breite Treppe führt zum gedeckten Vorplatz, an dessen Nordwand uns das grosse Wandbild Afrika willkommen heisst. Das Bild zeigt links einen überlebensgrossen, furchteinflössenden, zugleich in zeichnerisch naivem Stil dargestellten Löwen vor einem burgartigen Gemäuer. Dieses erscheint im Verhältnis zu den restlichen Figuren des Bildes deutlich zu klein. Die rechte Seite offenbart vier Personen eines indigenen afrikanischen Volkes, die anhand ihrer Schilder und Lanzen ausgewiesen werden. Den Betrachter*innen eröffnet sich eine Szenerie, bei der nicht sogleich klar ist, welches Geschehen dargestellt werden soll: Ist es eine Kampf- oder eine Verteidigungsszene? Greift der Löwe die Bewohner*innen des Dorfes an? Oder wird hier beabsichtigt, den Schüler*innen neue Lebensformen und Kulturen, fremde Völker und unbekannte Tiere näherzubringen? Der Löwe und die fremdartig wirkenden Krieger waren zu Beginn insbesondere im Hinblick auf den noch nicht lang zurückliegenden Zweiten Weltkrieg sehr umstritten. Man befürchtete, dass das Thema für die Kinder zu komplex sei oder sie sich vor der Abbildung fürchten könnten. Die stereotype Darstellungsweise Afrikas beruht auf Büchern und Reiseberichten aus dieser Zeit. Aus heutiger Sicht ist sie jedoch antiquiert und kritisch zu betrachten. Dennoch ist der Gedanke Abts bemerkenswert, Kinder mit dem Motiv für die grosse Welt und ihre Vielfalt zu begeistern und ihnen neue Länder und ferne Kulturen näherzubringen.

 

Otto Abt ist in Binningen (Basel-Landschaft) aufgewachsen und stammt aus einer Landarztfamilie. Während des Medizinstudiums belegte er Kurse bei den Basler Grafikern und Malern Ernst Buchner und Albrecht Meyer sowie dem Zeichenlehrer Ernst Baumann (ihm begegnen Sie auf diesem Spaziergang im Schulhaus am Erlensträsschen, Nr. 12). Aus gesundheitlichen Gründen gibt Abt 1927 sein Medizinstudium auf. Während eines Kuraufenthalts beginnt er intensiv zu malen. In den 1940er- und 1950er-Jahren gestaltet er im Auftrag des Staatlichen Kunstkredits zahlreiche Mosaike und Wandbilder für Basler Schulhäuser – so z. B. Robinson in der Bruderholzschule oder Arche Noah in der Spiegelhalle des Kindergartens des Neubadschulhauses.

 

Monumentalität, die Betonung starker Konturlinien und die Verwendung von kurzen Strichen prägen Abts charakteristischen Zeichenstil. Individualität und Personifizierung hatten für Abt hingegen eine geringere Bedeutung. In seinen Werken ist die Tarnung, Maskierung, Typisierung und Demaskierung ein zentrales Stilelement, was auch im Wandbild Afrika zum Vorschein kommt.