09

Franz Bräuning und Hans Leu 

(*1888 Basel, †1974 Basel) & (*1896 Basel, †1954 Basel)

Atelierhaus Kind 

1929 

Die schweizerisch-italienische Malerin und Bildhauerin Brunhilde Smith-Kind – auch Brunhilde Damira genannt – war zwischen 1924 und 1937 in Riehen tätig. In dieser Zeit liess sie von den Basler Architekten Franz Bräuning und Hans Leu ein Atelierhaus zum Zweck eines regen Austauschs mit Kulturschaffenden errichten. Beim Bau des Atelierhauses nahm Smith-Kind, die eine besondere Vorliebe für die moderne Architektur hatte, grossen Einfluss auf das Konzept. Dank ihrer klaren Vorstellungen und Wünsche konnte die Formensprache des «Neuen Bauens» konsequent angewendet werden.

 

Franz Bräuning, Hans Leu und Arthur Dürig leiteten von den 1930er- bis in die 1950er-Jahre eines der führenden Basler Architekturbüros. Sie konzipierten zahlreiche öffentliche Bauten, Geschäfts- und Gewerbehäuser sowie Industrieanlagen. Internationale Anerkennung fanden sie mit dem Schweizer Pavillon, der 1936/37 für die Weltausstellung in Paris entstanden war. In ihren Bauten ist die Suche nach einer «gemässigten, soliden Modernität» (Pressetext zur Gesamtschau 1999) erkennbar, die beim Atelierhaus Kind von der Bildhauerin und Bauherrin auch sehr erwünscht war.

 

Das in den Steilhang der Dinkelbergstrasse gesetzte kubische Atelierhaus ist dem «Neuen Bauen» verwandt. Stilistisch ähnelt es den avantgardistischen Flachdachhäusern von Artaria & Schmidt, die seit 1927 an Riehens Hängen Aufsehen erregten (Nr. 10). Die grossen Glasfenster geben einen Blick auf Gipsbüsten und Tonfiguren frei und machen damit die Arbeitsräume der Bildhauerin sichtbar. Das grössere Atelier befand sich auf der Bergseite. Es beinhaltete ein grosses Nordfenster mit Oberlicht und einen angeschlossenen Gartenzugang. Die Wohnung im Erdgeschoss mit Wohnbereich, Kochnische, Vorraum und Badezimmer war platzsparend in den Grundriss eingefügt und ordnete sich den grosszügig ausgelegten Ateliers unter. Das Innere des Atelierhauses war wie bei den Meisterhäusern des «Dessauer Bauhauses» in kontrastreichen und intensiv-leuchtenden Farben ausgearbeitet.

 

In seiner zurückhaltenden, sachlich-nüchternen Weise gewinnt das Atelierhaus den Charakter eines Gewerbebaus, das die Künstlerin mit ihrer Lebensart und ihren regelmässigen Lesungen, Konzerten und Theateraufführungen mit Freund*innen und Bekannten zur Showbühne verwandelte.