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Leonie Karrer

(* 1910 Aesch, † o.A.)

Eulenbrunnen 

1963, Granit

Leonie Karrer besuchte die Basler Gewerbeschule in den Jahren 1940/1944. Nach Kriegsende folgten mehrere längere Aufenthalte in Florenz, Paris und am Schweizerischen Institut in Rom. Neben Statuetten und Reliefs ist Karrer bekannt für meist kleinformatige Arbeiten in Bronze und ihre sechs Brunnen im öffentlichen Raum Basels.

 

Von nicht geringer Bedeutung für die Gesamtwirkung einer Brunnenanlage ist die Art und Weise, wie sich diese in die Umgebung einfügt und mit ihr kommuniziert. Der Eulenbrunnen von Leonie Karrer hat einen schönen, umsichtigen Platz an der Bettingerstrasse. Aufgrund seines offenen Zugangs und der grossen frei begehbaren Fläche erinnert er daran, dass der Brunnen an diesem Plätzchen ursprünglich auch zum Wäschewaschen genutzt wurde. Der charaktervolle, graue Granitbrunnen zählt mit seinem von allen Seiten zugänglichen Trog zu den wenigen komplett freistehenden Brunnenanlagen in Riehen. Zudem ist er auch der jüngste Brunnen in der Gemeinde.

 

Mittlerweile durch Blätter und Verfärbungen etwas versteckt, zeigt der Brunnen auf der zur Strasse gerichteten Seite links eine grosse Eulenmutter. Auf der rechten Seite ihr gegenüber sind ihre drei hilfsbedürftigen, auf einem Ast sitzenden Eulenjungen. Pflanzenformen, Flügelenden und Körper heben sich ganz zart aus der Wandfläche des Brunnens als Relief hervor, wodurch das Thema fast unerkannt bleibt. Karrer bevorzugt die intime Wirkung von kleinen Formaten und Reliefs sowie eine zarte Oberflächenbehandlung, die mehr andeutet, als klare, deutliche Statements schafft. In ihrem Œuvre steht die Frau vom kleinen Kind zum jungen Mädchen bis zur Mutter im Vordergrund. Dieses Thema kombiniert sie mit ihrem Interesse für verschiedenartige Lebensformen in der Natur und Tierwelt. Durch die zurückhaltende Stilisierung der Eulenmutter mit ihren Kindern greift sie bei diesem Brunnen beide Themen auf. Dabei ist ihre Formensprache locker, zurückhaltend und weich mit einer Neigung zu natürlichen, malerischen und fliessenden Formen.

 

Der abgeschrägte Brunnenstock, der bockartige Trog und der zurückspringende Sockel verdeutlichen die feingliedrige Arbeitsweise Karrers, die jedes Teilstück mit gleicher Aufmerksamkeit und Hingabe durchdachte und bearbeitete.