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Giuliano Pedretti

(* 1924 Basel, † 2012 Samedan)

Nostalgie (Die Kuh)

1974–75, Bronze

Hinter der S-Bahn-Station «Riehen» kann auf der kleinen Grünanlage die Bronzeplastik von Giuliano Pedretti Nostalgie, auch Die Kuh genannt, entdeckt werden. 1974 schuf der Basler Künstler für den Wettbewerb zur Gestaltung der Essiganlage das Kunstwerk und gewann damit den zweiten Platz (erster Platz war Spiel mit zwei Quadraten, Theo Lauritzen).

 

Sein Vater, ebenfalls Bildhauer, führte ihn in die grundlegenden Techniken ein. Die Kuh ist seit seinen Kindertagen ein wiederkehrendes Motiv.
Das Riehener Kunstwerk lässt auf den ersten Blick an ein abgemagertes, knochiges und leidendes Tier denken. Der stolze, erhobene Kopf, die langen, zarten Wimpern und die grazile Haltung der Kuh brechen jedoch mit diesem ersten Eindruck. Die Asymmetrie des Körpers und das Prinzip der Sonnen- und Schattenseite – Pedretti gestaltet für die Sonnenseite starke, herausgreifende Formen und für die Schattenseite tiefe Antiformen – zeigen seinen einzigartigen Stil. Der Künstler stellt hier kein naturgetreues Abbild einer Kuh dar, sondern schafft ein Mahnmal für alle Kühe, die den verheerenden Machenschaften des Menschen ausgesetzt sind. Über sein Œuvre sagte Pedretti 1976: «Es geht um das Schöpferische – etwas künstlich Lebendiges, um eine Gegenkraft zur Natur, um ein geistiges Über- und Weiterleben gegen den Zerfall der Welt, gegen den Tod und die Zeit.»

 

Der Stil der Bronzeplastik erinnert an die dünnen, langen Figuren des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti.  1943 lernten sich beide Künstler kennen und wurden langjährige Freunde. Giacometti wurde Vorbild, Mentor und Inspiration für Pedretti.

 

Als «bronzener Kadaver», «Jammerkuh» oder «Zombie-Kuh» beschimpft, sorgte die Skulptur bei der Erwerbung 1975 für viel Widerwillen und Ablehnung, worüber sogar weltweit in der Presse berichtet wurde. Mittlerweile ist diese Arbeit aus Riehen jedoch nicht mehr wegzudenken.