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Rosa Bratteler

(* 1886 Basel, † 1960 Riehen)

Drachenbuebli-Brunnen 

1950, Kalkstein

«Kinder, Blumen, Tiere. Sie sind es denn auch, die mit Märchen- und Sagengestalten oder Fabelwesen zusammen unter der Hand der Künstlerin so oft plastische Form annahmen und zu poetisch angehauchten Schöpfungen wurden. Nicht das Monumentale, das Denkmalhafte hat sie gepflegt, sondern das Kleine, das Fassbare, das menschlich Berührende.»  
(Basler Nachrichten vom 24. September 1960)

Der Drachenbuebli-Brunnen entspricht genau dieser Charakterisierung: Über dem Trog erhebt sich auf dem Brunnenstock eine in Kalkstein gearbeitete Skulptur eines Kindes. Der dargestellte Junge hält einen Drachen in seiner rechten Hand und schaut einem anderen, offensichtlich bereits aufgestiegen Drachen nach. Die kurzen Hosen, das Shirt, das lockige Haar und die zarten Gesichtszüge des kleinen Jungen werden ganz grazil angedeutet. Die dekorativen Elemente des Drachens, die Schleifen sowie die Drachenschnur sind feinteilig ausgearbeitet und auf dem Sockel zwischen den Beinen des Kindes drapiert. Die Skulptur gewinnt auf diese Weise an Plastizität, und das Kind und der fliegende Drachen scheinen lebendig zu werden.

 

Rosa Bratteler verlor ihre Eltern früh. Nach dem Studium an der Gewerbeschule in Basel konnte sie jedoch durch Tierfriese, Stuckarbeiten sowie Stein- und Metallarbeiten für sich und ihre Schwester sorgen. Ihre Herzlichkeit, ihre verständnisvolle Art und ihre Empathie soll sich laut Freund*innen auch in ihren Werken in Bronze, Stein und Ton widerspiegeln. Sie besitzen eine fröhliche Lebendigkeit, die das Material schnell vergessen lässt. Die gewählten Motive geben den Objekten eine Offenheit und verleihen ihnen Unsterblichkeit. Die naturbelassenen Formen, die Tiere und Menschen in Brattelers Arbeit basieren oft auf geometrischen Grundformen wie Kreis, Oval, Rechteck und Dreieck. Durch die Kombination naturnaher Elemente mit abstrahierten Formen schafft die Künstlerin einen Stil, der zeitlos ist.


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